Limousine
1500
1700
1700
Automatic
1700TS
1700
Modell´67
1800GL
1800TL
BMW
1800 SA
BMW
2000 SA
BMW
1804 SA
BMW
2004 SA
Gästebuch
eMail
|
Glas
1700 Automatic 'eine bemerkenswerte Technik'
In Europa beschäftigten
sich nahezu alle Hersteller seit den 50er, teils erst seit den 60er Jahren
mit der Entwicklung von Automatik-Getrieben. Während die Amerikaner
auf einen hydraulischen Wandlerteil mit nachgeschaltetem Planentenrad-Getriebe
setzten, versuchten die Europäer unterschiedliche Wege zu gehen. Die
ideale Kombination einer Automatik mit Wandler und Planetengetriebe besteht
mit einem niedrig drehenden, drehmomentstarken Antriebsaggregat. Das war
bei den Amerikanern der Fall, deren Motoren meist hubraumstarke 8-Zylinder
oder zumindest große 6-Zylinder besassen. Daher ist die Verbreitung
dieser Getriebe in den USA verständlich. Hinzu kommt noch ein deutlicher
Leistungsverlust durch den Wandler, den ein kräftiger Motor wesentlich
besser überspielen kann.
In Europa jedoch wurden meist
kleinere 4-Zylinder, allenfalls 6-Zylinder eingesetzt. Man ging hier aufgrund
der schwächeren mit weniger Hubraum versehenen Motore zum Teil andere
Wege. Die ersten Automatikgetriebe findet man in Deutschland Anfang der
50er Jahre bei Borgward (Hansa und 2400), erst wesentlich später beim
Mercedes 300d und in etwa zeitgleich ab Ende 1960 beim Opel Kapitän
(Hydramatic). Bei kleineren Motoren war häufig auch zur Bedienungserleichterung
der Saxomat zu finden ( hauptsächlich DKW und Ford), Olymat (OPEL)
oder Hydrak (Mercedes), eine hydraulische Kupplungsbetätigung kombiniert
mit einer Fliehkraftkupplung zum Anfahren. Hier konnte daher auf das Kupplungspedal
verzichtet werden.
Bei GLAS ging man einen eigenen
Weg. Das vorhandene ausgereifte Getrag-Getriebe wurde so übernommen
wie es war und man automatisierte den Schaltvorgang durch Elektronik und
Hydraulik Das Denken besorgte ein etwa zigarrenkistengroßes, von
Bosch entwickeltes 'Elektronengehirn', welches unter dem Handschuhfach
untergebracht war. Während der Fahrt wurde es laufend mit Daten gefüttert.
An der Getriebeantriebswelle angeflanscht war ein Geschwindigkeitsgeber
der das Fahrtempo ermittelte und ein Fühler ermittelte die Drosselklappenstellung
des Vergasers. 5 Hydraulikkolben steuerten die Drosselklappenstellung sowie
die Fichtel&Sachs Fliehkraftkupplung und führten dann die Schaltvorgänge
aus. Eine kleine von der Lichmaschine angetriebene Zahnradölpumpe
lieferte den notwendigen Druck für die hydraulischen Mechanik.
 |
mein 1700 Automatic beim
GLAS-Treffen 1980 in Interlaken, kirschrot Neupreis
1966 DM 9.250,-- + Automatic ( DM 890,-- Aufpreis ) |
 |
 |
aus der Zusatz-Betriebsanleitung
für den 1700 Automatik |
|
Von außen erkennbar
ist die Automatik-Limousine an dem Schriftzug auf der linken Seite
des Kofferraumdeckels, hier übrigens mit "c", "AutoMatic"
geschrieben, während in allen Prospekten, Betriebsanleitung und Technikinfos
die Schreibweise "Automatik" zu finden ist.
Es fehlt natürlich
das Kupplungspedal und auf dem Getriebetunnel findet sich eine relativ
kleiner, gummiüberzogener Schaltknüppel, an der Lenksäule
rechter Hand ein Hebel, sozusagen ein zweiter "Blinkerhebel". In der Instrumenteneinheit
befindet sich eine zusätzliche, orangefarbene Kontrollleuchte. Betätigt
man nun diesen kleinen Hebel rechts analog zur Lichthupe, also durch leichtes
Ziehen, dann schaltet sich die Automatik ein und das Kontrolllicht erlischt.
Per Hand legt man nun den ersten Gang am kleinen Mittelschalthebel ( normale
H-Schaltführung ) ein. Bei Berühren des Schalthebels kuppelt
der Wagen übrigens hydraulisch aus, was man bereits von den Saxomat
( bzw. Olymat-) Getrieben kennt. Jedoch wäre das Gangeinlegen bei
stehendem Fahrzeug dank der Fliehkraftkupplung technisch auch ohne dieses
hydraulische Auskuppeln möglich (die Citroen 16 PS Ente hatte Mitte
der 60´er Jahre hatte eine solche Fliehkraftkupplung trotz vorhandenem
Kupplungspedal und normalem Schaltgetriebe). Während der Fahrt jedoch
hat die Fliehkraftkupplung keine Funktion mehr, sie dient sowohl beim Saxomat
als auch bei der GLAS-Automatik lediglich zum ruckfreien Anfahren ohne
Kupplungspedal. Ein interessantes Schauspiel bietet sich nun dem Betrachter.
Noch wenige Jahre zuvor lachten wir Kinder uns über die Mutter eines
Freundes halb tot, als sie nach der Funktion der Automatik unseres Heckflossen-Benz
fragend meinte, "ob da der Schalthebel selber hin- und herwetzt". Aber
bei der GLAS-Automatic ist das wirklich so, wie von Geisterhand geschaltet,
bewegt sich der Schalthebel in Abhängigkeit von Drehzahl und Geschwindigkeit
zwischen den Gängen. Als ich mit meinem oben abgebildeten 1700 Automatik
das GLAS-Treffen in Interlaken 1980 besuchte, mußte ich immer
wieder Probefahrten durchführen und die Funktion erläutern. Hatten
doch die meisten GLAS-Freunde Zeit ihres Lebens noch keinen solchen Wagen
gesehen, geschweige denn mitfahren können.
Beschleunigt man nun mit
Vollgas, dann reißt die Automatik genau bei 5.000 Umdrehungen den
Schalthebel in den nächst höheren Gang, der Schaltvorgang benötigt
gerade mal 0,3 Sekunden. Ließ man sich dagegen Zeit und gab weniger
Gas, so schaltete die Automatik früher, sozusagen die Economicvariante.
Manuelle Beeinflussung ist natürlich auch möglich. Ausschalten
der Automatik mit einem Fingertip (durch die "Lichthupenbetätigung"
des kleinen Hebels rechts) verhindert ein Hochschalten während des
Beschleunigungvorgangs so lange, bis man erneut kurz auf den Schalter tippt.
Darüberhinaus läßt
sich dieser Schalter von der Stellung "A" in die "B"-Stellung bringen,
dadurch wird z.B. bei Gebirgsfahrten das zu frühe Hochschalten sowohl
bergauf wie begab verhindert. Eine weitere Möglichkeit der Beeinflussung
ist die von anderen Automatikgetrieben her bekannte "Kickdown Funktion"
des Gaspedals, mit der man bei Bedarf blitzschnell den nächst niederen
Gang holen kann, wenn man ( zum Beispiel beim Überholen ) Kraft benötigt.
Eine weitere Funktion, die ich selber gerne nutzte, ist eine Erleichterung
beim Rangieren, z.B. wenn man ausparkt: Rückwärts aus der Parklücke
fahren, anhalten, kurzer Tipp auf den Hebel und der erste Gang legt sich
wieder wie von Geisterhand bewegt ein. Ohne den Schalthebel berührt
zu haben fährt man dann vorwärts los und das Getriebe schaltet
beim Beschleunigen hoch.
Das Automatik-Getriebe war
ab Juli 1966 gegen DM 890,-- Aufpreis lieferbar, Opel und Ford verlangten
DM 950,--, BMW DM 1.200,-- und Mercedes gar DM 1.400,--
* Einen ausführlichen
Bericht finden Sie im GLAS Magazin Sonderheft 2000, zu beziehen über
den Club, Link oben
Neben diesem kirschroten
GLAS 1700 Automatik mit beiger Stoffpolsterung in sehr schönem Zustand
besaß ich während der 70er und 80´er Jahre noch einen
astralweißen Automatik mit roter Stoffpolsterung. Leider verkaufte
ich beide Fahrzeuge aus Platzgründen, doch die Erinnerung an den GLAS,
an ein wunderschönes Club-Treffen in Interlaken/Schweiz und einen
aktiven Club mit vielen Freunden ließen
mich nach Jahren der 'Abstinenz' 1996 wieder ein 'Glasprojekt'
angreifen und schließlich 2013 die Organisation des internationalen
GLAS Treffens in Ottobeuren/Unterallgäu (Links zu Fotos
und Filmbericht
von Allgäu TV).
|