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Kauf- und Restaurationsbericht GLAS 1700 TS
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Mein erster GLAS 

Mein besonderes Interesse galt auch immer schon dem Fabrikat GLAS. Beinahe hätte ich mir in jungen Jahren einmal einen 1304 TS gekauft und dafür meinen Vorkiegs-DKW abgegeben. Im Nachhinein bin ich natürlich froh, das es damals nicht geklappt hat, nicht wegen des 1304 TS, den hätte ich schon gerner gehabt. Aber dadurch ist mir der DKW bis heute geblieben.

Auch mein Archiv umfaßt natürlich die Marke GLAS mit vielen Unterlagen. An manchem Abend lagen Prospekte, Farbkarten und Presseunterlagen als Bettlektüre auf dem Nachttisch, vorerst nur zum Träumen. Die haben mir die Dingolfinger immer wieder zugeschickt, weil ich Postkarten dorthin geschrieben habe. In der Studentenzeit oft unterwegs und in der Szene aktiv, wurde mir in dieser Zeit ein GLAS 1700 Automatik angeboten. Astralweiß war er, mit roter Stoffpolsterung, innen wie neu, außen jedoch Rostschäden. Ich bekam das Auto geschenkt,  war aus der Schweiz und in München liegengeblieben, Motorschaden. Ich behielt den GLAS, in meiner Halle stand er gut und besser einen der nicht läuft als gar keinen, dachte ich mir. Später verkaufte ich die Limousine - und trauerte ihr nach, so lange, bis es mir Mitte der 90´er Jahre keine Ruhe mehr ließ ... 

Ende der 70´er konnte ich dann einen weiteren 1700 Automatik in rubinrot bekommen. Er war in einem sehr schönem Zustand und ich nutzte ihn häufig für Ausfahrten, ausgedehnte Touren oder zum Besuch von GLAS-Treffen. Probleme machte er eigentlich überhaupt keine, er lief immer zuverlässig. Und was mir in Erinnerung blieb, das war der typische Innengeruch, den hatte ich schon in der Nase wenn ich nur an den GLAS dachte... 
 
Mein Glas 1700 Automatik Pfingsten 1980 in Interlaken beim Glas-Treffen Das Warten hatte Erfolg:  Glas 1700 TS bei einer Ausfahrt im Allgäu

15 Jahre GLAS-Abstinenz - Alte Erinnerungen an Interlaken 

15 Jahre später, Anfang 1995 studiere ich wie üblich den Oldtimer-Markt, "Abteilung Veranstaltungen". An Pfingsten GLAS-Treffen in Interlaken, "wie einst im  Mai", dachte ich mir, da mußt Du wieder hin. Meine Frau war begeistert, ok, das machen wir! Nach einer Denkpause dann plötzlich:  "Ja..., dann brauchst Du ja auch wieder einen GLAS"... . Nun, bei einem damaligen Bestand von ca. 60 gesammelten Fahrzeugen kein Streitthema. Eher die Frage woher so schnell nehmen, wenn nicht stehlen? Also im Markt einige Seiten weiter geblättert und unter 'G' wie GLAS geschaut. Viel wird da ja leider nicht angeboten, doch ausgerechnet ein  1700 Automatik steht drin, und ob Sie es glauben oder nicht, es war meiner. Bei nächster Gelegenheit fuhren wir zur Besichtigung in Böhl-Iggelheim bei einem GLAS-Freund vorbei. Kurz gesagt, ich hatte den Glas in besserer Erinnerung, inzwischen waren auch 15 Jahre vergangen. Mir war der geforderte Preis einfach zu  hoch. Das seltene Stück ist dann später noch verkauft worden und inzwischen sehr schön restauriert bei der Firma Getrag (Getriebebau). Meine Frau drängte mich noch: "Nimm ihn doch, ich kenne Dich", aber ich blieb diesmal hart. Zu viel Arbeit bis Interlaken, das schaffe ich nicht mehr. Die mich kennen wissen, daß ich es nicht beim Ersatz einer defekten Auspuffanlage belasse, sondern ganze Arbeit mache, auch möchte ich immer ein möglichst perfektes Fahrzeug bei den Treffen präsentieren. 
 

Wer lange sucht...        Ich "finde" meinen 1700 TS 

Reichlich Appetit auf einen GLAS 1700 hatte ich ja nun schon. Das Studium der Fachliteratur brachte keinen Erfolg in der von mir angepeilten Preisklasse. Derweil  mußten halt meine Propekte unterm Kopfkissen wieder herhalten... . Ein angebotener 67´er 1700 TS in rot mit vielen Teilen war reizvoll, da bereits 1975 trocken  eingelagert. Diverse Schweißarbeiten und eine Neulackierung waren jedoch unumgänglich, dazu kam die technische Seite mit Auspuff, kompletter Bremsanlage usw. Der geforderte Preis war mir mit zunächst 7.000,-- DM deutlich zu hoch, auch die spätere Senkung des Preises fand nicht meine Gegenliebe. Vielleicht mit 2.500,-- oder knapp 3.000,-- tröstete ich mich derweil. Mir läuft ja nichts weg. 

So verging der Rest des Jahres 95 und schon bald war wieder Frühjahr, 1996 inzwischen. Im Sommer rief mich mein Schwiegervater an, ob ich mitfahren wolle in die  Schweiz zu einer Auktion unrestaurierter Fahrzeuge. Na klar, das ist immer interessant. Kaufen wollte ich eigentlich nichts. Ein ganzer Eisenbahnzug voller interessanter Stücke aus einem Nachlaß stand da. Neugierig schlich ich um alle Modelle, nur unterbrochen von vorbeirauschenden Zügen auf dem Nebengleis. Am vorletzten Waggon blieb mir dann fast das Herz stehen. Da stand doch ein tanngrünes GLAS 1300 GT Coupe und eine 1700´er TS Limousine. So richtig angebissen  habe ich aber noch nicht. Vielmehr reizten mich Jaguar, Amischlitten und ein Fiat 2300 S Ghia Coupe. Ein alter Club-Freund schlich auch um die GLAS. Eher über  den Zustand der Glas die Nase rümpfend, dann wieder auf die Mindestgebotsliste schauend schüttelte er den Kopf und meinte nur lakonisch "uninteressant". 

Dann gings los mit der Versteigerung. Vorsichtshalber im Büro eine Bieternummer abgeholt, man kann ja nie wissen... Als nach dem 6. Fahrzeug immer noch kein Gebot vorlag, steckten einige Köpfe kurz zusammen um dann über Lautsprecher in schönstem schwyzerdeutsch zu verkünden: "Wir akzeptieren ab sofort auch Unterangebote" . Das brachte die Eidgenossen zwar nicht in Hochstimmung, aber immerhin fanden einige Fahrzeuge bei geringen Zuschlagpreisen neue Besitzer. So kamen auch beide GLAS zurück nach Deutschland und bei einem Stückpreis von 700 Schweizer Franken plus Auktionator, Transport und Zoll waren das immer noch keine 1.200,-- DM. Das war damit wieder meine angestammte ( Kauf- ) Preisklasse. Zwar war der Motor beim 1700 TS fest, aber die Substanz erwies sich als ausgezeichnet, ja nahezu gänzlich rostfrei, und auch der 1300 GT konnte sich sehen lassen. Eine hervorragende Substanz und der Motor lief wie eine 1. Insgesamt fanden 7 Fahrzeuge den Weg zu mir, so auch dieses Ford 12m P4 Coupe für sündhaft teure 300 DM :)
 

Hier die beiden GLAS nach der Auktion und dem Abladen vom Zug Das rostfreie Ford 12m P4 Coupe konne ich für 300Sfr ( DM 360,--) kaufen

Restaurierung meines GLAS 1700 TS 

Nachdem die Neuanschaffungen in mehreren Fuhren heimgeschaftt waren, konnte eine erste  genauere Bestandsaufnahme erfolgen: Türen, Wagenboden, Schweller und Radläufe waren von jeglichem Rostbefall verschont geblieben, sozusagen neuwertig. Wohl auch dank einer "Dinol-Hohlraumversiegelung" worauf ein kleines Klebeschild hinwies. Die Innenausstattung bedurfte nur einer Reinigung und Auffrischung, sie war samt dem Dachhimmel, dem Amaturenbrett, den Sitzen und den Türverkleidungen in makellosem Zustand. Sogar das BMW Gütesiegel klebte noch an der Windschutzscheibe, etwas ramponiert zwar, aber immer noch gut als solches erkennbar. Lediglich rechts vor der Windschutzscheibe und vorne rechts am Kotflügel zeigten sich die zwei Roststellen, die später entsprechend mit neuem Blech und anschließendem Verzinnen beseitigt wurden. 

Doch zunächst kam der GLAS zur technischen Kur. Von GLAS-Freund Helmut Riemer in München erhielt ich einen neuen passenden Motorblock samt Dichtungsssatz sowie einen neuen Zahnriemen. Vorher hatte ich bereits die üblichen Technikteile wie Zündkontakte, Kerzen, Bremsbeläge, Radbremszylinder, HBZ-Repsatz, Überholsätze Manschetten und Membranen besorgt. Neue Raddeckel habe ich im Vorfeld mal von einem Freund erstanden, zu DM 5,-- pro Stück. Der dachte die seien von einem Wohnwagen, bis ich ihn aufklärte. Neu besorgt habe ich auch noch Türdichtgummis, Gummiunterlagen für die Türgriffe, einen neuen Stoßdämpfer für die Heckklappe, einen Tankgeber, einen Scheinwerferzierring und wie bereits seinerzeit beim 1700 Automatik zwei Schriftzüge, denn die fehlten hier auch. Zwei
neue Rücklichter habe ich ihm dann auch noch gegönnt, originale Radzierringe waren reichlich vorhanden. so daß ich 4 neuwertige aufpolieren konnte. Ich legte mir dann noch einen Satz BMW-Radkappen zu, das BMW-Zeichen am Heck habe ich nicht fest montiert, sondern ich kann es "wahlweise" mit dem zweiten Satz Radkappen mit einem Magneten befestigen und als BMW-GLAS fahren, wenn ich will. Und zu einem BMW-Treffen werde ich statt standesgemäß mit einem meiner 6- oder 8-Zylinder BMW sicher auch einmal mit der 1700´er Limousine fahren. Dann sicher in der BMW-GLAS Version, einfach weils Spaß macht ... 

Den Winter über wurde dann der originale Motor ausgebaut und zerlegt. Er war so fest, daß ein Lösen der Kolben trotz Anwendung verschiedener Methoden unmöglich war. Der originale Kopf wurde dann kurzerhand auf den angelieferten Block montiert und wieder eingebaut. Dann stand noch die Überholung der gesamten Bremsanlage an, natürlich hatte ich wieder mal die Bremsschläuche vergessen, wie schon so oft. Das wurde dann nach der ersten Probefahrt schleunigst nachgeholt, die üblichen Symptome rieten dringend dazu. Der Motor lief rund und sehr schön ruhig, es fehlte aber noch eine neue Auspuffanlage. Während ich mich um einen Ersatz bemühte, stand der Wagen bereits in der Spenglerei, damit die beiden Rostschäden fachgerecht bearbeitet wurden. 

Da wir zu dieser Zeit in Portugal lebten und ich nur ca. ein mal im Monat in Deutschland war, mußte ich den GLAS seinem Schicksal überlassen. Aber ich wußte er war in guten Händen und der Fertigstellungstermin (das Treffen in Bad Windsheim nahte) war allen Beteilgten bekannt. Das Auspuffproblem konnte mit Hilfe von einem Clubmitglied in München gelöst werden, der eine Nachproduktion durchgeführt hatte und mir noch eine Edelstahlanlage nachbauen konte, die ich dann bei einem Deutschlandbesuch in München abholte. Von Portugal aus organisierte ich den Hin- und Hertransport des GLAS zum Einbau und dann legte die Lackiererei Hand an. Es sollte wieder die Originallackierung "Turfgrün" werden, also bereits eine BMW-Farbe. Ein paar Tage vor dem Bad Windsheimer Treffen flog ich nach Deutschland. Der GLAS war fast fertig und gemeinsam montierten wir die letzten Teile an den frisch lackierten Wagen. Weil es mit der Elektrik noch nicht ganz hinhaute und auch kaum Zeit für eine ausgedehnte Probefahrt war, entschloß ich mich den 1700 auf den Hänger zu laden.  Letzte Arbeiten und noch ein Satz neue Reifen und dann ging es los. Zunächst von Memmingen nach Nürnberg zum Flughafen, meine Frau abholen, die aus Portugal anreiste. Dann weiter nach Bad Windsheim, und endlich konnte ich jetzt den GLAS auch mal fahren.

Ich freute mich alte Freunde wieder zu treffen und neue kennenzulernen. Der Wagen fand Anklang wegen seines schönen Zustandes und das war natürlich der schönste Lohn für die vielen Mühen der Restauration und für die Investition. Seitdem sind wir, also auch meine Frau Susanne, begeistert bei den Glastreffen dabei. Die letzen Arbeiten wurde nach dem Treffen auch noch durchgeführt und inzwischen hat mich der GLAS 1700 TS zu manchen Oldtimertreffen begleitet. Erst auf den längeren Strecken stellte ich einen stärkeren Ölverbrauch fest, hier hätte ich die Ventilschaftabdichtungen erneuern sollen, ein Versäumnis das ich noch nachholen werde. Statt der serienmäßigen Schaftabdichtungen sollte ich neuere vom Dieselmotor des Opel Rekord verwenden (guter Insidertip?). Ich erhielt dann schließlich originale aus einer Nachfertigung.

Auch die Hilfsbereitsschaft im Club habe ich schätzen gelernt. So wurde der Kupplungsgeberzylinder, der auf der Anfahrt zum Herbsttreffen 1999 nach Rothenwörth in Niederbayern seinen Geist aufgegeben hatte, gleich an Ort und Stelle repariert. Die Probleme traten auf dem Hinweg auf als die Kupplung ausfiel. Der Kauf einer Dose Bremsflüssigkeit und eine Befüllung half mir dann wenigstens für wenige Minuten aus einer brenzligen Verkehrssituation, bevor die Wirkung wieder nachließ. Unter großer Mühe und mit etwas unkonventionellem Fahrstil und natürlich auch etwas Glück habe ich Rothenwörth trotzdem erreichen können. Eine neue Manschette für DM 6,-- und die fleißigen und flinken Hände von zwei Helfern ließen mich mit leichter Verspätung dem Ausfahrt-Konvoi nacheilen. Hier sei nochmal ein herzliches "vergelts Gott" gesagt. 

Wir freuen uns schon auf die nächsten GLAS-Treffen. Die bisher größte Reise für unseren 1700 ging 2000 zum GLAS-Treffen nach Berlin.  Es folgten etliche weitere Treffen. Der Verbrauch übrigens lag bei meist flotter bis manchmal scharfer Fahrweise bei knapp 10 Liter Bleifrei Super Plus, bei verhaltener, gemütlicher Fahrweise bei 7,5 bis 8 Liter. 2016 - 2017 ließ ich den Motor nach einem Kipphebelschaden kompltt überholen.
 

 ResB15.htm  erstellt am 28.11.2001 - Stand 08.11.2017